Compagnia Buffo
Compagnia Buffo
„Oh,du,du,du Fröhliche ...“
COMPAGNIA BUFFO bringt Weihnachtsgeschichten von namhaften Autorinn/en (Andersen, Gernhardt, Noll, Kishon, Ball, Janosch, Wolf u.a.) auf die Bühne, in denen sich die Harmonien und Disharmonien der Weihnachtszeit wiederspiegeln.

Diese weihnachtlichen Theatergeschichten werden mal besinnlich, mal heiter, mal tiefsinnig und nachdenklich, mal real satirisch mit den Mitteln des Jahrmarkttheaters umgesetzt: Schattenspiel, Schwarzes Theater, Tanztheater, Opera Buffa, Masken, Kaspertheater u.a. sind ihre Stilmittel.

Es spielen: Kascha B., Willi Lieverscheidt und am Cello: Benedikt Hench
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Samstag, den 19. Dezember 2014

von Karlheinz Haase
Morgen, Kinder . . .
„Compagnia Buffo“ gastierte mit Weihnachtsstück im Theater in der Gerbergasse

Es hat schon fast etwas von „Dinner for One“, was „Compagnia Buffo“ alljährlich in der Adventszeit inszeniert - heuer erstmals auch im Karlstadter Theater in der Gerbergasse. Kultstatus hat dabei schon alleine die alle Jahre wieder aufs Neue vorgetragene Erklärung, warum wir Weihnachten feiern.

Kasper und Gretel liefern hier einen genialen Durchmarsch durch die biblische Geschichte, während sie zur Feier des Tages ein Bier nach dem anderen kippen und hinter sich werfen - und tschüs. Da hebt der Kasper an: „Am Anfang schuf der Herr . . .“ Darauf die Gretel: „Was denn für ein Herr?“ Kasper: „Das erzähl ich dir später. - Am Anfang schuf der Herr Maria und Josef.“ Gretel: „Die beiden kenn ich, das sind doch die, die aus dem Paradies geflogen sind, weil der Josef sich nackt ausgezogen hat.“ Kasper: „. . . und die Maria war die, die in eine Schlange gebissen hat.“ So geht es munter weiter, während sich das Publikum krümmt vor Lachen.

Gegründet 1985, bietet das Zelttheater „Compagnia Buffo“ seither eine bunte Mischung aus Jahrmarkt-Theater, Maskentheater, Akrobatik, Tanz und Musik mit immer wieder bizarren und verblüffenden Einfällen. Von der einstigen Truppe ist der Prinzipal Willi Lieverscheidt übrig geblieben, der es aufgrund seiner überragenden darstellerischen Fähigkeiten schafft, ganze Vorstellungen auch alleine zu bestreiten.

Beim Weihnachtsprogramm „Oh, du, du, du Fröhliche“ ist traditionell die Schauspielerin und Tänzerin Kascha B. dabei. Seit drei Jahren ergänzt der jüngere Benedikt Hench aus Aschaffenburg das Duo. War er zunächst als Musiker mit eingestiegen, findet er sich nun mehr und mehr auch schauspielerisch in das Programm.

So lässt Lieverscheidt seine beiden Mitspieler als die Puppen Maria und Josef auftreten, die nur Gesten und Mundbewegungen machen dürfen, während Lieverscheidt sie als Puppenspieler führt und die Rollen spricht. Da vermischt sich die biblische Geschichte auf groteske Weise mit der Geburtsvorbereitung der heutigen Zeit.

Lieverscheidt spielt mit unglaublicher Intensität in Mimik, Stimme und seinen Bewegungen, die ihn bald tropfnass geschwitzt auf der Bühne agieren lassen. Sein Gesicht wirkt durch die vielen Theaterjahre gezeichnet. Kascha B. - ihren wahren Namen verrät sie nicht - ist sein pfiffiger Gegenpart. Auch sie glänzt durch besondere Ausdrucksstärke.

„Compagnia Buffo“ bedient sich vielerlei Darstellungsmöglichkeiten. Eine davon ist das Schattenspiel, in dem Fall zur Weihnachtsgeschichte „Thai Curry“. Es wirkt zunächst simpel, ist jedoch bei näherem Hinsehen trickreich inszeniert. Denn warum kommt Benedikt Hench hinter dem Vorhang vor, während man gleichzeitig sein Schattenspiel auf der Leinwand sieht? Des Rätsels Lösung: Es wurde dahinter keine Lampe aufgestellt, sondern die Projektion geschah über einen Film, in dessen Licht die Akteure zusätzlich das Schattenspiel aufführten. Inhaltlich ist die Geschichte ein Spiegel der Wirklichkeit: Da wird versucht, das Fest der Freude mit einem selbst gekochten Gericht zu verfeinern, doch dann nimmt der Heilige Abend ein böses Ende - die Gattin verlässt Mann und Tochter.

Schön schräg sind die Tanznummer von Maria und Josef auf der Flucht und das dadaistische Krippenspiel von Hugo Ball, anrührend dagegen das Märchen vom Mädchen mit den Zündhölzern nach Hans Christian Andersen. Es soll in der bitterkalten Silvesternacht Streichhölzer verkaufen und zündet verbotenerweise eines nach dem anderen an, wobei es über Halluzinationen in den Erfrierungstod hinübergleitet. Die Schauspieler arbeiten hinter einer Gaze mit knallbunten Bildelementen, die von Schwarzlicht angestrahlt werden. Sie selbst sind in ihrer schwarzen Kleidung nicht zu sehen.

Und dann kommt die Nummer mit den kleinen Hunden. Während Kaschas Hündchen allerlei Tricks vollführt, bleibt das von Lieverscheidt stoisch und mit gelangweiltem Blick auf seinem Platz sitzen, was um so witziger wirkt, je besser die Kunststücke des anderen werden. Benedikt Henchs Hauptinstrument ist ein selbst gebautes Cello - mit einem großen Koffer als Resonanzraum, daran angeschraubt eine Trommel und eine Hi-Hat, auf die er auch mit dem Bogen schlägt. Auf der Glasharfe, mit Glocken, Fahrradklingeln und weiteren „Instrumenten“ intoniert er mit erstaunlicher Fertigkeit Weihnachtsmelodien.