Theater Spielberg
Theater Spielberg
„Laterne und Sterne“
Ein Nachtwächter streift durch die Gassen einer kleinen Stadt, und weil er so viele Kinder trifft, vergißt er doch glatt seine Laterne. Diese nutzt die Gelegenheit und fliegt hinauf zu den Sternen, die sie so liebt. Dem Nachtwächter bleibt nichts anderes übrig, als sie wieder herunterzuholen. Zuerst versucht er es mit Hilfe des Sternenguckers. Doch dieser mag nicht helfen. Obwohl Nachtwächter Träumerlein Angst vor ihr hat, probiert er es bei der Hexe Besenstiel. Und, er hat Glück!

Dieses Spiel stellt sich ganz bewusst in die Tradition des Jahrmarkt- Puppentheaters. So wird vor und hinter einer Guckkastenbühne gespielt und eine Drehorgel übernimmt die Begleitmusik. Auf dieser liegen die hölzernen Puppen und Requisiten, aufgehäufelt zu einem kleinen "Spielberg".

Vor jeder Szene werden die Puppen vorgestellt und die kleinen Tricks erklärt, damit kleinere Kinder anschließend keine Angst bekommen und größere stolz darauf sind "durchzublicken". Dies tut der Illusion keinen Abbruch und die Kinder sind immer Feuer und Flamme, wenn des Nachtwächters Pfeifenrauch zum Himmel hochsteigt und den Mond niesen lässt.
Theater Spielberg
Theater Spielberg
„Zwerg Nase“
Das Märchen erzählt von der Verwandlung des kleinen Jakob durch eine böse Kräuterhexe. Von allen verlacht, kann er sich doch als Koch des Herzogs verdingen. Hier stößt er auf die ebenfalls verzauberte Gans Mimi. Sie kann ihm endlich helfen, sich in seine ursprüngliche Gestalt zurückzuverwandeln.

nach dem Märchen von Wilhelm Hauff
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Dienstag, den 09. Dezember 2014

von Bob Emsden
Unwiderstehlicher, zeitloser Zauber des Puppenspiels
Norbert Böll vom Theater Spielberg mit zwei Stücken für Kinder zu Gast in der Gerbergasse

In der Weihnachtsbäckerei gibt es bekanntlich manche Leckerei - im Theater in der Gerbergasse ebenso. Neben dem breiten aktuellen Angebot für Erwachsene konnte man - pünktlich zum Nikolaustag - dafür sorgen, dass auch die kleinen Theaterfans auf ihre Kosten kamen.

Trotz guter Auslastung in seinem eigenen Theater in Würzburg war es gelungen, Norbert Böll, Herz und Seele des seit 1978 bestehenden Puppentheaters Spielberg in Würzburg, für Gastspiele in Karlstadt zu gewinnen. Mit „Laterne und Sterne“ und „Zwerg Nase“ entführte Böll nicht nur die Kleinsten, sondern teilweise auch gleich deren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern in die unwiderstehliche und zeitlose Zauberwelt des Puppenspiels.

Leidenschaftlicher Schauspieler

Wie immer, mit einem üppigen Arsenal an selbst gebastelten Puppen und Requisiten ausgerüstet, haucht der leidenschaftliche Schauspieler und aufopfernd agierende Puppendompteur Böll im Nu seinen Figuren Leben ein. Dabei stellt sich „Laterne und Sterne“ ganz bewusst in die Tradition des Jahrmarkt-Puppentheaters, wo vor und hinter einer erhöhten Guckkastenbühne gespielt wird. Eine Drehorgel übernimmt die Begleitmusik.

Liebevoll, einfallsreich und überzeugend vermittelt Routinier Böll seinem Publikum die märchenhafte Geschichte des Nachtwächters „Träumerlein“, der bei seinen Rundgängen so viele Kinder trifft, dass er glatt seine Laterne stehen lässt. Diese nützt doch gleich die Gelegenheit zur Freiheit und fliegt hinauf zu den Sternen, die sie - nach eigenem Bekunden - so sehr liebt. Um sie wieder herunterzuholen, nimmt der verzweifelte Nachtwächter zunächst die Hilfe des Sternenguckers „Professor Guck in die Luft“ in Anspruch, doch dies führt nicht zum Erfolg. Erst als der Nachtwächter auf die Fähigkeiten der Hexe Besenstiel vertraut, bekommt er seine Laterne wieder .

Auf seinem Marktkarren hat Spielzeughändler Willi Pappelholz (Norbert Böll) allerhand hölzerne Puppen feilzubieten. Im Nu verwandelt Pappelholz seine Bude in die Bühne zu Hauffs „Zwerg Nase“. Im geschickt gelenkten Wechselspiel zwischen Spannung und Spaß erzählt er die Geschichte von der Verzauberung des kleinen Jakob in einen missgestalteten Zwerg durch ein böses Kräuterweibchen. Mühelos schlüpft Böll in die Rolle der zahnlosen alten Schrulle, deren Ausflug ins Publikum natürlich für beste Stimmung sorgt.

Immer wieder wird die mit viel Liebe zum Detail gestaltete Budenbühne um 90 Grad gedreht, wodurch nahtlos Einblicke in die neuen Schauplätze eröffnet werden. Da ist das wundersam glitzernde Zauberhaus des Weibleins, die Schlossküche mit Pastetenförmchen, der herzogliche Speisesaal mit weißem Deckchen und Silbergeschirr. Und wenn mitten im Spiel der dicke Koch mal an der Taille auseinanderfällt, so ist selbst das für Böll längst kein Beinbruch. Aus der kleinen Panne schlägt der Vollblutkünstler köstliches Kapital: „Hat's weh getan?“ „Nö, alles okay. Geht schon wieder!“ antwortet der genesene Koch (mithilfe von Bölls sonorer Stimme).

Und so war es am Ende der mitreißenden und mit Späßchen und wertvollen kleinen Botschaften gespickten Vorstellungen nicht verwunderlich, dass das dankbare Publikum lautstark Zugabe forderte - während manch eine Omi noch mit verklärtem Blick in schönen Kindheitserinnerungen schwelgte.

Gerne nahmen die jungen Puppenfans Bölls Einladung an, einen Blick hinter die Kulisse zu werfen und die Puppen selbst mal in die Hand zu nehmen. Oder sie nutzten an der Ausgangstür die Gelegenheit zu einem kurzen persönlichen Gespräch mit einer der Puppen.