Der Neurosenkavalier
„Der Neurosenkavalier“
Eine aberwitzige Psycho-Komödie
von Gunther Beth und Alan Cooper
Regie: Werner Hofmann
Wohin flieht ein Dieb im Weihnachtsmann-Kostüm, der gerade die Kasse eines Warenhauses geknackt hat? Genau - am besten in die Praxis eines Psychologen! Hier landet Felix Bollmann auf seiner Flucht vor der Polizei und fällt direkt in die Arme von Fräulein Engel. Sie ist die Sprechstundenhilfe von Prof. Dr. Otto, der sich zurzeit auf einem Fachkongress in San Francisco befindet.

Fräulein Engel ist hochbeglückt, dass der Vertreter ihres Chefs endlich eintrifft, denn das Terminbuch ist voll. In der Not nimmt Bollmann seinen "Aushilfsjob" an und gibt sich als Doktor de Witt aus, der erwartet wurde.

Nach und nach treffen die ersten Patienten ein - und überraschenderweise schlägt sich Bollmann prachtvoll! Aber man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben, gell?!

Depressionen, Neurosen, Psychosen werden mit jeder Menge Spaß im Theater in der Gerbergasse "behandelt" - wir wünschen gute Unterhaltung!


Darsteller
Felix Bollmann
Fräulein Engel
Doctor de Witt
Claudia Carerra
Jürgen Appelhans
Sybille Bast
Herr Maiwald
 
Thomas Trummer
Stefanie Maselli
Frank Heßdörfer
Jutta Waßmann
Volker Eckstein
Barbara Hubrich
Georg Rauwolf


Mitwirkende hinter und vor der Bühne
Maske / Frisuren
Bühnenbild / Aufbauten
Technik / Licht / Ton
"
"
Souffleuse
Kostüme
Requisiten / Inspizienz
Regie
Angelika Nickel
Peter Gsell
Ralf Mahlo
Matthias Herrmann
Werner Gasser
Ulli Seufert
Claudia Bauer
Gudrun Buberl
Werner Hofmann
Fotos: Gerd Nickel
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Dienstag, den 17. April 2018

von Bob Emsden
Jubel für den Neurosenkavalier

Das Premierenpublikum in Karlstadt war begeistert - Bühnenneuling Heßdörfer in der ersten Rolle

Nach Expertenmeinung ist in Deutschland jeder Dritte „in seinem Seelenhaushalt gestört“ und hat somit eine „Meise“ – oder sonst irgendeinen Vogel. Daher steigt ständig die Nachfrage in der Psychotherapie, wo Psychosen, Neurosen und Depressionen wie Kraken um sich greifen. Und auf dem Jahrmarkt der Therapien in Form von Hypnosen, Urschrei-Behandlungen – oder weiß er Kuckuck was noch alles – wird es immer schwieriger, seriöse Angebote von Scharlatanerie auseinanderzuhalten.

Volles Haus - Premiere gelungen

So die reale Grundlage für die höchst unterhaltsame und doch tiefgründige Psycho-Komödie „Der Neurosenkavalier“, die nun unter der Regie von Werner Hofmann im voll besetzten Theater in der Gerbergasse eine gelungene Premiere feierte.

Dreh- und Angelpunkt in diesem Pfuhl des Wahnsinns ist Felix Bollmann (Thomas Trummer), ein einfallsreiches Schlitzohr mit einem feinen Gespür für seine Mitmenschen. Als gesuchter Warenhausdieb flüchtet er im Kostüm eines Weihnachtsmannes in die Praxis des Psychologen Prof. Dr. Otto, der gerade in San Francisco weilt.

Da sie ohnehin mit dem baldigen Eintreffen einer fachkundigen Vertretung für den Professor rechnet, sieht das tüttelige „Vorzimmerhuhn“ Fräulein Engel (Stefanie Maselli) in Bollmann kurzerhand den sehnlich erwarteten Dr. de Witt (Frank Heßdörfer), der in blühender Leibhaftigkeit freilich auch bald aufkreuzen wird, um ungewollt das Chaos zu befeuern.

Ehe Bollmann sich versieht, findet er sich in der Rolle des viel beschäftigten Psychotherapeuten, bei dem sich die unterschiedlichsten Knalltüten die Klinke in die Hand geben. Da ist zum Beispiel die Bestseller-Autorin Claudia Carerra (Jutta Waßmann), die im neckischen Fransenbikini therapiert werden möchte, was nicht nur den verlegenen Bollmann hyperventilieren lässt. Dann wäre noch die reiche Kleptomanin Sybille Bast (Co-Regisseurin Barbara Hubrich), vor deren Sucht nicht einmal Goldhamster, Marzipanbrote oder gar Wagenheber sicher sind und die auch Bollmanns Beute mitgehen lässt.

Als besonders schwierige Fälle erweisen sich der depressive Kriminalkommissar Herr Maiwald (Georg Rauwolf), der beim bloßen Anblick eines Schoko-Nikolaus ausflippt, und der durchgeknallte Finanzbeamte Jürgen Appelhans (Volker Eckstein), dessen Wahnvorstellung, der einzig wahre Elvis zu sein, in Erfüllung geht. Zur Überraschung aller verbucht das Naturtalent Bollmann, der lediglich Bruchstücke eines Veterinärstudiums vorweisen kann, am Ende wundersame Heilungserfolge.

Besonders beeindruckend waren die durchweg glänzenden und immer wieder frenetisch bejubelten schauspielerischen Leistungen der Darsteller – auch des Bühnenneulings Frank Heßdörfer, der in der Rolle des echten Dr. de Witt einen bravourösen Einstand feierte. Sehenswert ebenfalls die imposante Kulisse von Bühnenbildner Peter Gsell, dem ungekrönten Michelangelo der Gerbergasse, der auch dafür bekannt ist, dass er – wenn es sein muss – aus einer Besenkammer problemlos ein Bernsteinzimmer zaubern kann.