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„40 Jahre Ferien“
Ein Lehrer packt ein...
Han's Klaffl, (Musik-) Lehrer aus Leidenschaft, geht in seinem kabarettistischen Soloprogramm über Lehrer, Schüler und Eltern den weitverbreiteten Klischees über die Zunft der Pädagogen auf den Grund. „Das tut man nicht“, meinten vorab die kollegialen Bedenkenträger. Aber dann macht es ein Kabarettist eben besonders gerne. Schließlich geht es um eines der letzten gänzlich unerforschten Biotope unserer Gesellschaft, die Schule.
Als „Oberstudienrat K.“ deckt er schonungslos auf, was wirklich hinter den verschlossenen Türen des Lehrerzimmers geschieht. Er taucht ein in die komplizierte Psyche von LehrerInnen, gibt wertvolle Tips für die Gestaltung von Elternsprechstunden und weiht in die Geheimnisse des stressfreien Unterrichts ein. Auch die unglaublichen Überlebensstrategien, die Schüler im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben, stellt der „Staatskabarettist auf Lebenszeit“ anschaulich dar und gibt so noch nie dagewesene, tiefe Einblicke in den Schulalltag.
Mit Klavier und Kontrabass hält Han's Klaffl eine Doppelstunde Frontalunterricht, nach der keine Fragen mehr offen bleiben. Dass diese Einblicke in eine pädagogische Subkultur längst überfällig waren, erkennt man am nicht nachlassenden Interesse, das Lehrer, Eltern und Schüler dieser selbstironischen Abrechnung seit Jahren entgegenbringen.
Bitte beachten Sie: Nach Art.56 BayEUG haben Sie pünktlich zu erscheinen; unterrichtsfremde Gegenstände, bauchfreie Kleidung, Handys und MP3-Player sind nicht erlaubt. Im Krankheitsfall ist umgehend das Sekretariat zu verständigen. |
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Ausgabe Karlstadt
vom Freitag, den 04. November 2011
von Günter Roth |
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Der Lehrer ist sich selbst ein Rätsel
Der Kabarettist Han's Klaffl gab in der Gerbergasse tiefe Einblicke ins Schulleben
Eigentlich wollte der Lehrer und Kabarettist Han's Klaffl sein Publikum im Karlstadter Theater in der Gerbergasse in die Geheimnisse des Lehrerlebens einweihen, doch was soll dabei herauskommen, wenn auf der anderen Seite gut 150 Kollegen sitzen? So erlebten diese zwei Stunden mit großem Wiedererkennungswert, mal auf höchstem kabarettistischen Niveau, mal brachial und bitterböse. Aber auch die wenigen Nicht-Lehrer im Zuschauerraum kamen voll auf ihre Kosten.
Wenn Schüler überzeugt sind, dass das Lied „Hallo Julia“ von Händel komponiert wurde oder der dritte Satz einer Sinfonie als Minarett bezeichnet wird, braucht der frustrierte Lehrer schon mal eine Flasche Rotwein mehr beim Korrigieren. Zumal der einzige, der „Rhythmus“ richtig schreiben kann, ein anerkannter Legastheniker ist. Dass diese Misserfolge nicht an seinem Qualitätsunterricht liegen und er als pädagogischer „Drei-Sterne-Koch“ Perlen vor die Säue schmeißt, bedarf keines eigenen Beweises.
Schnell wurde auch dem Außenstehenden klar, dass in der Schule mit Lehrern und Schülern zwei völlig verschiedene Welten mit aller Macht aufeinanderprallen. Das liegt zum einen an den Paukern, die Klaffl in vier Grundtypen einteilt: Da gibt es den zum Zyniker mutierten Misanthropen Gmeinwieser, der im Schüler seinen natürlichen Feind sieht, dann den uninteressierten Sedelmayer, der „scho ganz andere Katastrophen ausgesessen“ hat und den abgehobenen Schöngeist Gregorius, der alte und sehr alte Sprachen lehrt und den „bajuwarischen Hang zum Jokus“ sehr kritisch sieht. Häufig vertreten aber ist Gütlich (meist eine Frau), der ewig tief betroffene Bedenkenträger.
Denen gegenüber stehen die Schüler: die jungen wilden Fünftklässler, die vor allem die Sollbruchstelle an der „Blödflocke“ (Blockflöte) erproben und sich ansonsten gerne auf das Klo, das allgemeine Schülerasyl zurückziehen. Aber auch die höheren Jahrgänge sind dort zu finden bei sozialen Kontakten, beim überarbeiten von Spickzetteln und anderem. Dann gibt es noch die Elftklässler, die sich besonders am Montagmorgen in der Schule von einem anstrengenden Wochenende erholen müssen und zum Unterrichtsschluss - nur unzureichend ausgeschlafen - mühsam in die Wirklichkeit zurückfinden.
Arg wird es, wenn als Dreigestirn Lehrer, Schüler und Eltern aufeinanderstoßen - wie beim Elternsprechabend, wo sich die Pauker anhören müssen, was sie bei den braven Kleinen falsch machen und verzweifelt bemüht sind, Eltern den Unterschied zwischen gemessener und gefühlter Intelligenz nahezubringen. Ganz köstlich aber waren die philosophischen Betrachtungen über das olfaktorische Binnenleben von Schülerturnbeuteln und über Schminke, in der man bequem die Kabel des MP3-Players unter Putz verlegen könnte.
Han's Klaffl ist ein Meister des Vortrags. Er schmeißt seinem Publikum einen Brocken vor, schweift dann ab, verzettelt sich oder vergisst sogar Wichtiges, um aber dann überraschend - womöglich erst zehn Minuten später - genau diesen Faden wieder aufzugreifen. Viele seiner Gags sind echte „Sicker-Witze“, doch er lässt den Zuhörern Zeit und begeistert sowohl Lehrer, die hier ihren Alltag extrem komprimiert wiedererkennen, aber gewiss auch die „andere Seite“, denn er ist auch ein Meister der Selbstironie. Wenn er zum Beispiel mit feinsten Nuancen kleinste Gemeinheiten zelebriert und auf der Orthografie von „Rhythmus“ herumreitet. Auf die Frage, was bei einer Lehrerkonferenz geschieht, kommt die lakonische Antwort: „Haben Sie schon mal Farbe beim Trocknen beobachtet?“
Klaffl delektiert sich aber auch gerne an mehr als drastischen Vergleichen, die einem gelegentlich das Lachen im Hals stecken bleiben lassen. Der Lehrer ist die Borke, an der sich die Säue wetzen, sagt er und lässt seinen Gmeinwieser von Schülern als bildungsresistenten Zellhaufen oder grenzdebile Hormonbomben sprechen, die besser sofort der Nahrungskette zugeführt werden sollten und bei der Notenkonferenz durch „Finale Benotung“ ein Fall fürs Endlager sind. Diese echte Brachial-Rhetorik ist gewiss nicht jedermanns Sache, aber inhaltlich . . . Eingeladen hatte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). |
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