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Ausgabe Karlstadt
vom Freitag, den 12. Juli 2013
von Günter Roth |
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Tolles Gespann voller Spielfreude
Ein pures (Schauspiel-)Vergnügen bereitete die Theatergruppe der Rudolph-Glauber-Realschule Karlstadt ihren Gästen im Theater in der Gerbergasse mit Molieres Komödie „Der eingebildete Kranke“.
„Da macht ja die schönste Krankheit keinen Spaß mehr“, schimpft der hypochondrische, ewig nörglerische Monsieur Argan, der sich vornehmlich von Arzneien ernährt, seine regelmäßigen Klistiere braucht und ohne Apotheker und ärzte nicht leben kann, denn er fühlt: „Meine Schwächen sind ja so stark“.
Das Hausmädchen Toinette ist seine scheinbare Gegenspielerin, hält aber letztendlich ihre schützende Hand über ihn und sorgt dafür, dass das Töchterchen Angelique ihren Herzensmann heiraten darf.
Von dieser Dualität lebt nicht nur die Komödie, sondern auch die Inszenierung der Lehrerin Kristina Ackermann, denn ihre beiden Hauptdarsteller Felix Lehrmann und Stefanie Erkal sind die optimale Besetzung für diese Rollen. Obwohl der eher kleine Felix seinen Krankenstuhl auf der Bühne körperlich kaum auszufüllen vermag, ist er in der Darstellung des Argan einfach riesig.
Echte Talente in den Hauptrollen
Ewig nölend, jammernd, seufzend und klagend, dazwischen wieder aufbrausend und herrisch - Felix beherrscht die Figur absolut klar und überzeugend. Mimik und Gestik beherrscht er fast professionell und seine Aussprache ist präzise, leicht verständlich, klar pointiert.
Stefanie steht ihm hier allerdings in nichts nach. Ihre Ausdrucksstärke ist einfach überwältigend, manchmal kess, frech und herrlich affektiert, dann wieder anschmiegsam oder verständnisvoll und dabei immer temperamentvoll und charmant. Hier scheinen sich zwei außergewöhnlich talentierte Schauspieler zu entwickeln.
Die beiden sind einfach ein tolles Gespann und ziehen mit ihrer Spielfreude auch das übrige junge Ensemble problemlos mit und die Regisseurin Ackermann versteht es auch, sie in der richtigen Form zu führen. So zum Beispiel die berechnende, zickige Ehefrau Beline (bei der Premiere Viktoria Schmilewski, später Leonie Matthias), die eher verzagte Tochter Angelique (Elysee Mae Estocado, beziehungsweise Emma Hack).
In den übrigen Rollen spielen Fabian Lauter (Berald), Niklas Dürr (Cléante), Heiko Büttner (Dr. Diafoirus), Jan Wetekam (Purgon), Camilla Fischer (Fleurant) Magdalena Keß (Bonnefoy) und Thomas Lummel, der eigentlich den unattraktiven Brautwerber Thomas spielen soll, aber dabei sehr freundlich und sympathisch wirkt.
Die Inszenierung der Realschul-Theatergruppe macht viel Freude, die Pointen sitzen passgenau und auch viele kleine frisch eingefügte Details lockern das Spiel bestens auf.
Lautstarke Blähungen
So gefällt zum Beispiel die schon etwas derbe Szene, in der der scheinbar Kranke mit Blähungen in seinem Kabinett entschwindet und das Publikum über Lautsprecher einen nachvollziehbaren Eindruck von dem Geschehen hinter der Tür bekommt. Insgesamt bieten die jungen Schauspieler eine schöne und auch schauspielerisch ansprechende Leistung. Wer dies noch live erleben will, hat an diesem Freitag um 19.30 Uhr noch Gelegenheit dazu. |
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