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Michael Altinger
„Ich sag's lieber direkt!“ |
Im digitalen Wahnsinn
In einer Zeit, in der ganze Staaten per SMS regiert werden, zeigt Michael Altinger mit seinem aktuellen Kabarettprogramm „Ich sag's lieber direkt!“
einen Ausweg aus der Kommunikationskrise. Er nimmt sein Publikum mit, an einen Ort, an dem das Wort noch analoge Bedeutung und keinen digitalen Wahnsinn verspricht.
Strunzenöd. Doch auch hier gären bereits die faulen Verlockungen der modernen Welt und ein Schatten legt sich über die Idylle der kultivierten Ahnungslosigkeit.
Es bleiben ihm knappe zwei Stunden, um dieses heile Kleinod, zu retten. Wenig Zeit, um sachdienlichen und komplett schwachsinnigen Hinweisen nachzugehen.
Wird er es schaffen? Wahrscheinlich nicht.
Den gebürtigen Landshuter Michael Altinger zog es schon früh auf die Bühne. Seine Karriere als Kabarettist begann der Sozialpädagoge 1995.
Seitdem sind mehrere Bühnenprogramme entstanden, die er zusammen mit Martin Julius Faber als Altinger & Band präsentierte.
Altinger ist als Darsteller und Autor in der Comedyserie „Die Komiker“ des Bayerischen Rundfunks tätig,
war Mitglied der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“ und in kleineren Rollen in Fernsehserien wie den "Rosenheim-Cops“ zu sehen.
Seit 2008 begrüßt Altinger Gäste und Kabarettkollegen in der Sendung „Altinger mittendrin“ im Bayerischen Fernsehen,
ist Stammgast in der Sendung „Ottis Schlachthof“ und in der neuen Live-Sendung im Bayerischen Fernsehen „schlachthof“ mit Altinger und Springer.
Altinger kann auch zahlreiche Kabarettpreise sein eigen nennen. 1996 erhielt der das Passauer Scharfrichterbeil,
2001 den Bayerischen Kabarettpreis als Senkrechtstarter und 2007 den Deutschen Kabarettpreis als Duo mit Alexander Liegl für „Tote zählen keine Schafe“. |
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Ausgabe Karlstadt
vom Donnerstag, den 20. November 2014
von Rainer Hain |
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Die Spießer werden immer jünger
Comedy in der Gerbergasse: Michael Altinger präsentierte neues Programm
Kabarettist Michael Altinger betritt aus dem Halbdunkel die Bühne. Dazu ertönen die Klänge seines musikalischen Mitstreiters Martin Julius Faber, Keyboard und Gitarre. Mit einem dramatischen theatralischen Engagement und hohem Sprechtempo beginnt Altinger seine zweistündige Bühnenshow nach dem „Geneigtmachen des Publikums“ („Die Karlstadter, die heute Abend hier sind, sind die besten Karlstadter, die es gibt.“).
Die Zuschauer im voll besetzten Theater in der Gerbergasse brauchen nicht viel Zeit, um Altinger zu beschnuppern. Sie kennen ihn und seine Art, Witze zu machen vom Bayerischen Rundfunk und sind von der ersten Sekunde an auf ihn eingestellt: „Instant Comedy“ sozusagen.
Altinger entführt seine Fans in ein imaginäres bayerisches Dorf namens Strunzenöd. Der Name ist Programm. Traditionelle Werte werden dort hochgehalten und vor allem der Familienvater im Kabarettisten hat mit den modernen Zeiten, respektive dem Lebensstil der Jugend, so seine Schwierigkeiten. Frei nach Dieter Hildebrandt: „Die Spießer werden immer jünger.“
Aber nicht nur die zwölfjährigen kommunikationsgestörten Facebook-Abhängigen hat er dabei im Visier, sondern auch deren Eltern, die die 600 Euro teuren Smartphones kaufen („Falls mal was los ist“), als hinge das Entführungsrisiko vom Alter des Handys ab. Auch mit E-Books kann sich Altinger nicht anfreunden. Für ihn ist das klassische Lesen nicht nur geistiger Gewinn, sondern eine haptische und sinnliche Erfahrung. Er möchte das Buch riechen, wenn es ihm gefällt und es in die Ecke pfeffern, wenn es nichts taugt.
Kein Respekt vor Älteren
Seine Modernismus-Kritik ist scharf und gründlich. Eine Jugend, die schon mit 20 Jahren Karrierepläne aufstellt und mit 22 Doktorarbeiten schreibt und dabei unfähig ist, Menschen über 40 den geringsten Respekt entgegenzubringen, ist ihm nicht geheuer. Altinger bleibt, obwohl die Themen ernst sind, immer witzig, wird bisweilen sogar grotesk.
Auch surreale Figuren erfindet der Kabarettist, die im Laufe des Abends zu Symbolen geraten: einen Indianer, dessen Seele bei einer Reise nicht hinterherkommt, Hans-Peter mit der Frisur von Hannelore Kohl und seine Frau, die imaginäre Augenia, das Vollweib. Auch die beiden pubertierenden Söhne Altingers müssen immer wieder als „Running gag“ herhalten: Ihnen kauft er extra einen neuen Computer, damit sie nicht immer nachts den Kühlschrank leer essen.
Zwischendurch singt Altinger und mutiert vom lyrischen Barden zum Hard-Rock-Shouter - wobei bei ihm über die Liedtexte die wirklich kritischen Fragen kommen, auch existenzielle.
Dem Ziel gerecht geworden
Am Ende brennt Altinger noch einmal als „Finale grande“ das große Feuerwerk seiner leitmotivisch verknüpften Gags ab. „Ich sag's lieber direkt“ heißt sein neues Programm. Seinem selbst gesteckten Ziel ist er durchaus gerecht geworden. Aber es ist auch intelligent und umwerfend komisch.
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